Joe Namath

"I guarantee it!"

Diese Worte sprach Joe Namath drei Tage vor dem Super Bowl 3 am 12.01.1969 im Miami Touchdown Club laut aus.
Die New York Jets bereiteten sich auf den Super Bowl vor, nachdem sie mit einer starken 11-3 Saison die AFL dominierten und die Oakland Raiders mit 27-23 im Championship Game besiegten.
Auf der anderen Seite standen die übermächtigen Baltimore Colts um QB Johnny Unitas und Headcoach Don Shula. Ihre Bilanz? 13-1.
Die Buchmacher sahen das Spiel bereits als entschieden. Mit 18 Punkten wurden die Colts als Favorit gezählt.
Und Quarterback Joe Namath garantiert den Sieg seiner Jets! Die drei Worte I GUARANTEE IT gingen in die Geschichte ein und verursachen bei jedem Jets Fan bis heute Gänsehaut.
Das Ergebnis? Dazu komme ich später.

Jeder kennt den Namen. Jeder hat ihn schon einmal gesehen. Doch wie wurde der Enkel eines ungarischen Auswanderers zu „Broadway Joe“, einer der polarisierendsten Persönlichkeiten der NFL Geschichte?

Joseph William Namath wurde am 31.Mai 1943 in Beaver Falls, 50 km entfernt von Pittsburgh, geboren. Sein Vater Janos Andrew war Arbeiter in der Stahlindustrie. Er und seine Frau Rose ließen sich in Joes früher Kindheit scheiden.
Joe wohnte anschließend bei seiner Mutter und hatte trotzdem regelmäßigen Kontakt zu seinen Familienmitgliedern – neben seinen Eltern noch drei ältere Brüder und eine Adoptivschwester – , da sich alle noch in die Augen schauen konnten.

Als Joe auf die Beaver Falls High School kam erkannte er seine wahre Passion – Sport, Sport und nochmals Sport.
Er spielte für die Schulteams Baseball, Football und Basketball.
Er war so gut, dass er bereits nach der High School von den Major League Baseball Teams Yankees, Indians, Reds, Pirates und Phillies Angebote erhielt.
Da mit 18 aber auch Mutti noch etwas zu sagen hat, legte Rose ihr Veto ein (Danke, Rose Namath!!!). Ihr Sohn sollte eine Collegeausbildung erhalten und einen zweiten Weg haben, wenn es mit dem Profisport nichts wird.
Sein Traum, wie sein Idol Roberto Clemente bei den Pittsburgh Pirates Baseball zu spielen, war der Realität des Lebens gewichen.

Aber auch im Football erkannten viele sein Talent. Er hatte Angebote von Penn State, Ohio State, Alabama, Notre Dame und anderen. Die University of Maryland machte den größten Rekrutierungsdruck, doch die Noten von Joe waren knapp unter den Anforderungen der Schule.
So entschied er sich für ein volles Stipendium der University of Alabama und wurde Quarterback der Crimson Tide, für die er von Beginn an startete.
In drei Saisons erreichte er mit seinem Team einen Gesamtrecord von 29-4 und er krönte seine Karriere mit dem Gewinn der National Championship 1964.
Coach Bear Bryant liebte seinen Quarterback, den er als „besten Athleten den er jemals gecoached hat“ bezeichnete.

Namath meldete sich zum Draft 1965 an. Das System war zu dieser Zeit anders als heute: Die beiden konkurrierenden Ligen NFL und AFL drafteten für sich selbst – am selben Tag. Während im NFL Draft an 12. Stelle sein Name von den St. Louis Cardinals genannt wurde, schlugen die New York Jets bereits an 1. Stelle im AFL Draft zu.
Joe Namath entschied sich für New York. Die Jets boten ihm mit 427.000 $ für drei Jahre plus einem Lincoln Continental das doppelte Gehalt und das zu dieser Zeit höchste der Geschichte des professionellen Football an.

Nachdem Namath noch vor seiner ersten Saison mit einem unwiderstehlichen Blick auf dem Cover der großen Zeitschrift „Sports Illustrated“ abgebildet wurde, gab ihm der All-star Offensive Tackle Sherman Plunkett einen Spitznamen. Ein Gesicht und eine Persönlichkeit wie gemacht für die große Bühne.
„Broadway Joe“ war geboren!

Alle Footballspieler trugen hohe, schwarze Schuhe auf dem Platz.
Broadway Joe trug flache, weiße Schuhe.

Alle Spieler trugen Team Jacken, Shirts und Jogginganzüge an der Seitenlinie.
Broadway Joe saß im fetten weißen Pelzmantel auf der Bank, wenn er verletzt war.

Andere Spieler tauchten auf Trading Cards und in Sportzeitschriften auf.
Broadway Joe machte Fernsehwerbung für Schokomilch, Rasierschaum und Unterwäsche!

Joe Namath war die personifizierte Popkultur. Eine Ikone – immer eine kleine Portion arrogant und überheblich. Aber in einer sympathischen und liebenswerten Art. Ein schmaler Grat, wie ihn keiner außer Broadway Joe meistern konnte.
Die New Yorker Medien liebten ihn!
Die 60er Jahre waren gerade in den USA eine äußerst schwierige Zeit. Rassenunruhen und politische sowie soziale Anspannung führten zu einer harten Zeit.
Joe Namath brachte dem Land mit seiner Wuschelfrisur, den weißen Schuhen, der lockeren Art und einem beeindruckenden Oberlippenbart das, was es brauchte: einen sympathischen Antihelden!
Der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Und nicht nur abseits des Platzes lieferte der Junge aus Beaver Falls ab.

Bereits in seinem ersten Jahr wurde er AFL Rookie of the Year, obwohl er erst nach der Hälfte der Saison als Starter zum Einsatz kam. Den zu diesem Zeitpunkt sieglosen Jets brachte er aus den letzten 8 Spielen 5 Siege.

Joe Namath war der erste Quarterback der Geschichte, der über 4000 Yards (4007) in einer Saison warf: 1967, als die Saison noch 14 Spiele hatte.
Dieser Rekord wurde erst 12 Jahre später von Chargers QB Dan Fouts mit 4082 Yards gebrochen. In 16 Spielen…

Im AFL Title Game 1968 warf Namath drei Touchdown Pässe, als die Jets die Raiders schlugen. In einer Zeit, als der Football größtenteils aus Laufspiel bestand.
Diese Saison brachte ihm den Hicock Belt ein, der damals an den besten Sportathleten des Jahres verliehen wurde – unabhängig von der ausgeführten Sportart!

Was auf das Title Game folgte, war das Spiel um den Super Bowl 3 am 12. Januar 1969. Die AFL Champions aus New York mussten gegen die übermächtigen Baltimore Colts aus der NFL antreten.
Die 1968er Colts werden bis heute als eines der besten Teams aller Zeiten genannt.
Die AFL wurde als die deutlich schwächere Liga gesehen.
Broadway Joe war drei Tage vor dem Spiel von den Andeutungen der Reporter, dass die Jets chancenlos sind, genervt. Auf eine dieser Andeutungen reagierte er mit dem heute legendären Zitat: „We’re going to win the game. I guarantee it!“
Er behielt recht!
Die Colts Offense biss sich die Zähne aus und warf 4 mal zum Gegner.
Die Jets Offense lief gut – auch dank Namath, der alleine 8 Pässe zu George Sauer für 133 Yards warf und fehlerfrei blieb.
Am Ende hieß es 16-7 für die New York Jets! Super Bowl Champions! Super Bowl MVP? Na, wer wohl?
Dieser Tag war bis heute der glorreichste in der Geschichte der New York Jets!

Nach der Saison eröffnete Broadway Joe einen Nachtclub namens Bachelors III in Manhattan. Da neben Prominenten aus Sport und Fernsehen auch das organisierte Verbrechen anwesend war, machte der Liga Commissioner Pete Rozelle klar, dass Namath sich von dem Club trennen muss, um die Integrität der neu geformten NFL (bestehend aus AFC und NFC) nicht zu gefährden.
Broadway Joe wollte das Bachelors III nicht abgeben und gab in einer Pressekonferenz unter Tränen – ganz im Stile eines echten Showman – seinen Rücktritt vom Football bekannt.
Kurz vor der folgenden Saison ruderte er zurück und verkaufte den Club.

Auch vor den Saisons 1970 und 1971 gab er seinen Rücktritt bekannt und widerrief es wieder.
Das Magazin ‚New York‘ behauptete, dass dies eine Taktik war, um das Trainingscamp zu umgehen und Verletzungen zu vermeiden.

Verletzungen waren ein großes Problem von Broadway Joe. Sein rechtes Knie war seine Achillesferse.
Insgesamt vier Operationen jeweils in Offseasons musste er über sich ergehen lassen.
Lange Zeit nach seiner Karriere, 1992 um genau zu sein, ließ er sich beide Knie sogar komplett erneuern.

Die Karriere in den 70ern lief nur stockend, was an dem anfälligen Körper von Namath lag. Nur 28 von 58 Spielen zwischen 1970 und 1973 sprechen ihre eigene Sprache.

1972 war aber wohl trotz Verletzungen eine der stärksten Saisons, die Namath je gespielt hat.
Zwei Spiele stachen besonders heraus: Ein 44-34 Sieg gegen die Baltimore Colts zum Beispiel. Auf der einen Seite warf Johnny Unitas 376 Yards und drei Touchdowns. Auf Seiten der Jets machte Joe Namath es NOCH besser. 496 Yards und 6 (!) Touchdowns. Die Experten schwärmen heute noch von diesem Spiel und bezeichnen es als eines der im Bezug auf das Passspiel schönsten der NFL Geschichte.

Als die Jets im vorletzten Spiel gegen die Oakland Raiders verloren hatten sich die Playoffs erledigt.
An Broadway Joe lag es aber nicht. Er warf trotz Schmerzen und Verletzungen Pässe für 403 Yards, was zu einem einmaligen Erlebnis führte:
Der legendäre John Madden, zu diesem Zeitpunkt Raiders Head Coach, betrat nach dem Spiel die Kabine der Jets und schüttelte Namath aus Respekt vor seiner Leistung die Hand. Weder vor noch danach zeigte Madden jemals so demütig Anerkennung für einen Spieler des gegnerischen Teams.
Die Saison schloss Namath mit 2816 Yards und 19 Touchdowns als League Leader in beiden Kategorien ab. Eine klare Pro Bowl Wahl und Second Team All-Pro Ehre waren die Folge.

1977 war die Karriere nach 12 Jahren bei den Jets beendet, als Namath mit seinem halb zerstörten Körper versuchte, seine Karriere noch einmal in Schwung zu bringen.
Nach einem 2-1 Start – diesmal im Trikot der LA Rams – legte er eine furchtbare Performance gegen die Chicago Bears hin, als er den Ball vier mal zum Gegner warf. Er wurde anschließend für den Rest der Saison auf die Bank gesetzt und beendete nach der Saison seine Karriere.

Aber was wäre Joe Namath ohne die große Bühne?
Die Medien liebten ihn und so konnte er in Filmen, Serien und Talkshows regelmäßig eine Rolle abstauben.
In Deutschland werden sich einige an seinen Gastauftritt bei der Serie ALF erinnern. Auch eine eigene Figur bei den Simpsons wurde ihm gewidmet.

Im Nachtleben von New York war der AFL All-star von 1965, 1967, 1968 und 1969 auch ein Star.
Es gibt eine Anekdote, als Namath mit einer Frau eine Bar verließ, die auf einer Schönheitsskala von 1-10 eine 6 gewesen sein soll. Sein Teamkamerad bei den Jets, Ed Marinaro war enttäuscht, dass sein Quarterback keine 10 mit nach Hause nahm und sprach ihn an.
„Eddie,“ sagte Namath, „es ist 3 Uhr morgens und Miss America wird jetzt wohl nicht mehr reinkommen.“

Broadway Joe zog sich bis heute nie aus der Öffentlichkeit zurück.

1985 wurde er in die Pro Football Hall of Fame aufgenommen.

Wie viel Einfluss ein Mann hat, merkt man, wenn sogar 40 Jahre nach seinem Karriereende jeder still ist, wenn er etwas zu sagen hat. Namaths Wort wird gehört und seine Meinung ist den Fans und Verantwortlichen der Jets wichtig.
Er ist eine Art Botschafter, gute Seele und weiser Mann in Personalunion für die heutigen Jets.

Broadway Joe ist und bleibt der ewige Quarterback für die New York Jets!
Seine Nummer 12 wird nie wieder bei den Jets getragen.
Den einzigen Ring bisher haben die Jets unter Anderem ihm zu verdanken.

Den New York Jets Ring of Honor, die Hall of Fame und die NFL Geschichte kann man nicht beachten, ohne den Namen Joe „Broadway“ Namath zu lesen und zu bewundern.

Danke für alles und vor allem danke für deine fortwährende Loyalität, Broadway Joe!

Jet Up forever!

-Basti