Wayne Chrebet

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„Stop! Du kommst hier nicht rein. Was willst du?“
„Ich nehme am Training Camp der Jets teil.“
„So ein Quatsch. Wer bist du überhaupt? Und du bist doch viel zu klein.“

So in etwa muss das Gespräch abgelaufen sein, als Wayne Chrebet, Wide Receiver für die sportlich gesehen drittklassige Hofstra University, im April 1995 von einem Security Guard am Zutritt zum ersten offiziellen Offseason Training Camp der New York Jets in Long Island gehindert wurde.

Da Chrebet keine Beachtung der NFL Scouts erhielt und insgesamt mit seinen nur 1,78 m nicht wie ein NFL Spieler gebaut war, war es eine glückliche Fügung, dass das NFL Team der New York Jets seine ersten Workouts ausgerechnet auf dem Homefield der Hofstra University durchführte.
Die Jets waren seit Jahren grausam und konnten jeden Lichtblick gebrauchen, als sie den sich selbst anbietenden Chrebet in den erweiterten Kader nehmen.
Klein, weiß und WR. Platz 11 von 11 im Depth Chart bei nur 5 Receivern, die üblicherweise mit in die Saison genommen werden. Außerdem wurde er gerade von den Baltimore Stallions der Canadian Football League nach nur einem Tag entlassen…
Auch wenn man dem gerade für den entlassenen Head Coach Pete Carroll angeheuerten Richie Kotite (zurecht) nachsagt, der schlechteste HC der Jets Geschichte zu sein, hat er wenigstens eine Sache richtig gemacht: Die Erkenntnis, dass Wayne Chrebet das Zeug und vor Allem das Herz zum Profi hat!

Wayne Chrebet gab alles. Jeden Spielzug. Selbst nach stundenlangen Workouts, als alle anderen Spieler gedanklich in der Dusche waren, brach er Tackles und lief ohne Notwendigkeit trotzdem in die Endzone.
Hard work pays off! Chrebet bekam durch sein Engagement einen Platz im 53-Mann Roster der Regular Season!

Da er ein Junge aus der Region war und immer alles gab, wurde er schnell zum Liebling der Fans.
Nichts konnte ihn aufhalten und gleich in seiner ersten Saison konnte er sich einen Namen machen.
Nach 66 Receptions für 726 Yards und 4 Touchdowns würde ihn wohl kein Security Guard mehr am Einlass hindern!
Chrebet war ein Lichtblick der grausamen 3-13 Jets von 1995.

Während HC Kotite 1996 weiter vor sich hin dilettierte (1-15), glänzte Chrebet mit 84 Receptions für 909 Yards.
Die Zahl von 150 Receptions in den ersten zwei Jahren machte ihn zu diesem Zeitpunkt zu dem Spieler mit der höchsten Zahl der Geschichte in dieser Kategorie. Einen Catch mehr als der große Randy Moss.

In dieser Saison kam ein neuer Rookie Receiver ins Team – Keyshawn Johnson.
Johnson brachte jede Menge Unruhe und war unzufrieden damit, die zweite Geige hinter einem relativ langsamen weißen Jungen ohne „street credibility“ zu spielen.
Chrebet ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und zeigte auf dem Platz was er wert ist. Er war keine Diva wie andere Receiver. Er war einfach ein Football Spieler mit hohem Football IQ.

Als Bill Parcells das Team nach der Kotite Ära übernahm zeigte sich die wahre Spezialität von Wayne Chrebet – die Effektivität im 3rd Down.
Er war frei von Angst und lief seine Routen so präzise, dass man ihn in diesen Situationen blind anwerfen konnte, so dass er das effektivste 3rd Down Ziel der gesamten NFL wurde.
Dies brachte ihm einen Spitznamen ein – „Mr Third Down“. Ein Ritterschlag der Fanbase.

1998 erreichte Chrebet seine einzige Saison mit über 1.000 Receiving Yards. Die Jets waren wieder ein Name in der Liga und scheiterten nach einer 12-4 Saison erst im AFC Championship Game an den Denver Broncos um John Elway.
In diesem Spiel glänzte Chrebet mit 8 Catches für 121 Yards, womit er seinen „Lockerroom Enemy“ Keyshawn Johnson hinter sich ließ (7 Rec, 73 Yards).

Johnson fiel in Ungnade bei den Fans, da seine egomanische Art sauer aufstieß. Im Gegensatz zu Chrebet erhielt Johnson zurecht einen herabwürdigenden Spitznamen – „Me-Shawn“.

Während des 2000er NFL Drafts wurde „Me-Shawn“ für zwei 1st Round Picks nach Tampa Bay getradet.
Dies führte zu einem äußerst brisanten Match in Week 4: Jets @ Buccaneers.
Vor dem Spiel äußerte Johnson großmäulig, dass der Vergleich zwischen Chrebet und ihm so zu sehen ist „als würde man eine Taschenlampe mit einem Stern vergleichen“ („comparing a flashlight to a star“). Chrebet beteiligte sich nicht an dem Trash Talk.
Beide hatten auf dem Platz wenig Einfluss. 2 Catches für 32 Yards von Chrebet gegen 1 Catch für 1 Yard von Johnson.
Allerdings war ein Catch von Chrebet der Game Winning Touchdown.
Nach dem Spiel auf Johnson angesprochen sagte er nur „Ich denke, manchmal reicht auch eine Taschenlampe“ und verließ anschließend den Platz.

Diese Aussage brachte ihm nun den Spitznamen, den er heute noch bei Jets Fans trägt: „The Green Lantern“! Wer den Superhelden kennt weiß, wie sehr der Name passt!

Im neuen Jahrtausend kamen polarisierendere Receiver wie Laveranues Coles oder Santana Moss zu den Jets und stahlen ihm teilweise die Show.
Eine Sache war aber immer klar: 3rd and long? Wirf den Ball zu Wayne Chrebet!
2002 erreichten die Jets erneut die Playoffs nachdem Chrebet die Saison mit 9 Touchdowns als fünftbester Receiver der Liga abschloss.
Die 30-10 Niederlage in der Postseason war Chrebets letzter Playoff Auftritt.

In der Folge ließ seine Produktivität nach.
2005 fand seine Cinderella-Karriere in Woche 9 gegen die San Diego Chargers ein jähes Ende, als er zwei Minuten vor Schluss bei einem 3rd Down Pass – der (selbstverständlich) zu einem 1st Down wurde – von Safety Jerry Wilson hart getackled wurde.
Erst nach einigen Minuten konnte Wayne aufstehen und hatte die typisch glasigen Augen – Gehirnerschütterung Nummer 9 in seiner Football Laufbahn…

Er entschied sich in großer Vernunft für seine Familie und seine Gesundheit und hing die Footballschuhe an dem Nagel. Sein Bildungsstand ermöglichte ihm eine Karriere nach der Karriere an der Wall Street.

2014 wurde Wayne Chrebet der New York Jets Ring of Honor verliehen.

Alle kennen Hollywood Stories über unbekannte Menschen, die mit harter Arbeit, Herz und etwas Glück in die Riege der ganz Großen aufsteigen.
Im Falle von Wayne Chrebet ist diese Geschichte real!

THANK YOU FOR EVERYTHING, GREEN LANTERN!

-Basti