Abdul Salaam
The unsung Hero
Die Dolphins haben den Ball auf der 1-Yard-Linie der Jets. Dritter Versuch. RB Tony Nathan bekommt den Ball und hält auf die Goal Line zu. Ein Touchdown würde den Dolphins in den Schlussminuten eine Führung von 19:9 bringen. Die vorzeitige Entscheidung. Aber dann passiert das Unerwartete: Blitzschnell zieht auf der D-Line Salaam nach innen, überwindet seinen O-Liner und Nathan rennt gegen eine Wand! Kein Raumgewinn! Die Dolphins, die 12:9 führen, begnügen sich mit einem Fieldgoal das ihnen eine 15:9 Führung bringt. Aber es sollte nicht reichen, denn die Offense führte die Jets zu einem 16:15 Sieg. Was für ein Finish!
In dieser Situation war einmal Salaam der Held. Nicht Wegbereiter für andere. Erst kurz vor diesem Spiel, das 1981 stattfand, verkündete Salaam er müsse seine Spielweise im Sinne des Teams ändern. Statt sich auf Pass-Rush zu konzentrieren wolle er verstärkt den Lauf des Gegners stoppen. Verletzungen in der D-Line waren für diese Entscheidung verantwortlich. Wie man sieht, gelang ihm auch das mit Erfolg…
Die berüchtigte New York Sack Exchange wurde in dieser Reihe schon mehrmals angesprochen. Vier Männer bildeten eine D-Line, die die ganze NFL (vor allem die Quaterbacks) in Angst und Schrecken versetzte. Mit Abdul Salaam darf ich euch den letzten der Vieren vorstellen. Er war der Grundstein. Der erste der Vier der bei den JETS landete. Trotzdem wird Abdul Salaam weniger Aufmerksamkeit zu Teil als seinen drei Mitstreitern. Während Klecko, Gastineau und Lyons auch mal einzeln betrachtet werden, wird Salaams Name meist nur in deren Zusammenhang genannt. Über die anderen Drei gibt es fast komplette Biografien, während Salaams Leben deutlich weniger beleuchtet ist. Es scheint als wäre er von den anderen mitgezogen worden. Seine Zahlen könnten diese Theorie untermauern. Während 1981 Klecko und Gastineau mit je 20 (bzw. Klecko mit 20,5) Sacks geführt werden, brachte es Salaam „nur“ auf Sieben (Quelle: New York Times). Geht man auf die Statistiken der NFL-Homepage stehen bei ihm 2,5 Karrieresacks. Diese widersprüchlichen Zahlen lassen sich auf die damalige Zeit zurückführen. Während es heute sogar Statistiken über die Durchschnittsschnürsenkellänge aller 1254+-Yard-Rushing-RB’s gibt, gab es damals nur ungenaue Aufzeichnungen.
Kaum mediales Interesse, ein scheinbar zweitklassiger Siebtrundenpick, kein Mitglied des Ring of Honor der JETS…. Wer ist der Kerl???
Abdul Salaam wurde 1953 als Larry Faulk geboren. Seinen Namen änderte er 1976 nach seiner Rookiesaison. Der Name bedeutet „Diener des Friedens“ (auch mal Übersetzt als „Soldat des Friedens“) als welcher Salaam sich immer selbst sehen wollte.
Seine High School absolvierte der in Alabama geborene Salaam an der Woodward High School in Cincinnati, Ohio. Neben Football machte er sich auch einen Namen als Baseball- und Basketballspieler. Für seine Collegekarriere entschied er sich am Ende aber für Football.
Er spielte am Kent State College als Nose Tackle sowie als Linebacker und schon damals war er Teil einer D-Line, die unter einem Spitznamen auftrat. In der „Carat Gold“-Defense schaffte Salaam es drei aufeinanderfolgende Jahre in das first team der All-Mid-American-Conference.
Trotz dieser sportlichen Erfolge musste er in der 1976er Draft sieben Runden warten, ehe sein Name von den JETS aufgerufen wurde.
Die ersten beiden Profijahre waren ernüchternd. Beide Seasons endeten 3-11 und Salaam hatte nicht den Ruf eines überragenden Defensive Tackles. Aber nach und nach wurden ihm drei Männer zur Seite gestellt, die alles ändern sollten. Die D-Line steigerte sich Jahr für Jahr, was 1981 zu einer überragenden Saison führte. 66 Sacks konnte die Defense der JETS für sich verzeichnen und das Team zog nach 1969 erstmals wieder in die Playoffs ein. Weiter oben wurde bereits erwähnt, das Salaams Zahlen mit denen der anderen nicht mithalten konnten. Aber was hat er dann zu diesem Erfolg beigetragen? Könnte man nicht unterstellen dass die Defense erst in Gang kam als der Rest der D-Line die Arbeit übernahm? Könnte man…. wenn man nur auf Zahlen und Statistiken achtet. Sieht man sich Tapes aus dieser Zeit an und achtet dabei auf Salaam, kann man andere Schlüsse ziehen. Der Snap kommt. Die O-Line steht dicht. Plötzlich öffnet sich aber eine Lücke, Klecko prescht durch und legt den Quaterback. Ich spule nochmal zurück und versuche zu sehen, warum die O-Line plötzlich kollabiert. Der Grund scheint Salaam zu sein. Er drückt seinen O-Liner so weit in die Pocket das der Center beschließt lieber ihn zu doppeln statt Klecko. Dieser überwindet den verbliebenen Guard und kommt durch. Viele von diesen Szenen findet man aus dieser Zeit leider nicht. Aber es gibt genug, um zu sehen das es Salaam ist der seinen Jungs immer wieder Räume öffnet. Ich komme nicht ganz dahinter wie er es geschafft hat, regelmäßig gedoppelt zu werden. Wäre ich ein O-Liner hätte ich mich auf einen der anderen konzentriert. Die Zahlen hätten mich jedenfalls dazu gebracht. Aber Salaam war schnell und ein harter Tackler. Es war schwer ihn zu halten und O-Liner mussten ihre Kräfte ein ums andere Mal bündeln um ihn zu stoppen. Gut für die anderen… „Die unbesungenen Helden“ nannte Salaam sich und Marty Lions einmal. „Aber das Team weiß was wir für sie tun“. Und das wussten sie wirklich. Und sie wussten es zu schätzen!
Die Freundschaft zu Mark Gastineau ist besonders zu erwähnen. Unterschiedlicher könnten die beiden nicht sein. Vor allem ihr Verhalten auf dem Spielfeld unterschied sich maßgeblich. Einmal sagte Salaam zu Gastineau: „Du musst in diesem Geschäft du selbst sein. Wenn du so fühlst, dann drücke dich so aus. So wird das Spiel gespielt – mit Emotionen.“ Seine eigenen Emotionen behielt Abdul Salaam lieber für sich. Aber er hatte ein klares Ziel. Er wollte das perfekte Spiel spielen. “I’d like to have a perfect game, but I never have.“ stellte er dazu mal nüchtern fest. Es wäre ihm zu wünschen gewesen…
Abdul Salaam musste die Jets 1983 als erster der NY Sack Exchange Mitglieder verlassen. Der Anfang vom Ende dieser grandiosen Ära. Er ist kein hochgelobter Superstar, der sich auch nach seiner Karriere nicht in die Medien drängte, aber er ist Teil der Geschichte unseres Teams. Warum er als einziger der Sack Exchange nicht im Ring of Honor ist verstehe ich nicht. Ohne ihn hätte vielleicht keiner der anderen erreicht was sie erreicht haben. Bis heute ist Abdul Salaam also nicht mehr als einer von Vieren deren Geschichte ohne ihn anders verlaufen wäre. Der unbesungene Held eben.
Während ich das hier schreibe fange ich schon wieder an mich aufzuregen. Klecko nicht in der HoF? Sauerei! JETS-Fans und die Franchise selber regen sich zu Recht darüber auf. Aber warum liebe JETS ist eines der New York Jets Exchange nicht mal in den Ring of Honor aufgenommen??? Bei mir trifft diese Tatsache auf vollkommenes Unverständnis! Auch die JETS müssen sich darüber klar werden das nicht alle Helden ein Cape tragen. Einer trug die Nummer 74!
– Heiko