Weeb Ewbank

Der Mann im Hintergrund?

Bei erfolgreichen Mannschaften kommt es häufig vor, dass bestimmte Namen und Namenskombinationen stellvertretend für den Erfolg der Mannschaft stehen. Häufig bestehen diese aus Trainer-Spieler Kombinationen. Beispiele hierfür gibt es viele. Das bekannteste Trainer-Spieler-Gespann der NFL dürfte wohl – egal ob man sie mag – Bill Belichick und Tom Brady bilden. Auch in anderen Sportarten gibt es dieses Phänomen. So stehen für die Erfolge der Bulls in den 90ern vor allem die Namen Michael Jordan, Scottie Pippen und Phil Jackson – alle His Airness Fans die den GOAT des Basketballs hiermit angegriffen sehen bitte ich um Entschuldigung, aber seine Ringe gewann auch er erst mit den anderen Beiden.

Und dann gibt es die Erfolge, die vor allem mit einem oder mehreren Spielern in Verbindung gebracht werden, und der Trainer mehr im Hintergrund steht. Hier fallen einem vielleicht die Erfolge der Heat und Cavs unter der Regie von LeBron James und Dwayne Wade/Kyrie Irving ein – oder in der NFL eventuell der Super Bowl Sieg der Denver Broncos unter Manning. Wer hat hier wohl noch in 20 Jahren den Namen des Trainers auf Anhieb parat.

Auch unsere Gang Green hat ein solches Spielergespann, bei dem der Mann im Hintergrund, der die Fäden zog, vielleicht etwas zu kurz kommt. Gemeint ist natürlich das legändere Jets Tandem aus Joe Namath und Don Maynard, welches stellvertretend für den Triumph im Super Bowl III steht. Wer aber war der Mann, unter dessen Regie die Jets ihren bisher einzigen Ring gewinnen konnten, unter dem sowohl Namath als auch Maynard zu Stars ihrer Generation wurden, und wieso ist er nur den eingefleischteren Fans ein Begriff?

Sein Name: „Weeb“ Ewbank

Wilbur Charles – genannt Weeb – Ewbank wurde 1907 in Richmond, Indiana, als Sohn eines Lebensmittelhändlers geboren. In seiner Geburtsstadt besuchte er die Morton High School, für deren Teams er sowohl Baseball, Basketball als auch als Quarterback Football spielte. Zu dieser Zeit entstand auch sein Spitzname „Weeb“, unter dem er Zeit seines Lebens bekannt war. Einer seiner jüngeren Brüder nannte ihn „Weeb“, da er den eigentlichen Namen nicht aussprechen konnte. „Weeb“ Ewbank war geboren.

Nachdem „Weeb“ 1924 die High-School abgeschlossen hatte begann er ein Studium an der Miami University in Oxford, Ohio. Auch hier spielte er sowohl Football, Basketball als auch Baseball und gewann in allen Sportarten mit seiner Mannschaft Titel.

Zwar war „Weeb“ ein sehr guter und athletischer Sportler, allerdings fehlte ihm die körperliche Konstitution für eine sportliche Profi-Karriere, da er mit 1,70 Meter Körpergröße und ca. 66 Kg Gewicht zu klein und leicht für die physischen Gegebenheiten der Profiligen war. Also entschied er sich für eine Trainerlaufbahn.

Die Stationen Ewbanks im Profifootball vor den Jets sind schnell zusammengefasst. Von 1949 bis 1953 war er Assistenztrainer bei den Cleveland Browns. 1954 wechselte er als Head Coach zu den Baltimore Colts, mit denen er 1958 und 1959 NFL-Champion wurde. Nach der Saison 1962, welche die Colts mit 7:7 abschloss, trennten sich die Wege.

Seine Colts Bilanz? 112 Spiele, 59 Siege, 52 Niederlagen und ein Unentschieden. Die Bilanz der Jets bzw. Titans zwischen 1960 und 62: 42 Spiele, 19 Siege, 23 Niederlagen und bis dato nicht eine Saison mit einem positiven Record. Es wartete also eine Menge Arbeit auf „Weeb“.

Bei Amtsantritt ließ er verlauten, dass er in Baltimore einen Fünf-Jahresplan hatte, um eine erfolgreiche Mannschaft aufzubauen, um weiter auszuführen: „I don´t see why we can´t build a winner here in five years.“ Die Hoffnungen der Jets Verantwortlichen und Fans waren geweckt. Allerdings sollte Ewbank Recht behalten. Die ersten drei Jahre wurden allesamt mit einer Bilanz von 5:8:1 abgeschlossen, die Saison ´66 ausgeglichen und ´67 dann erstmals mit einer positiven Bilanz von 8:5:1 beendet.

Es folgte die historische Saison 1968. Man beendete die Spielzeit mit einem Record von 11:3 und erreichte erstmals die Playoffs. Im Halbfinale wurden die Oakland Raiders dank drei Touchdown-Pässen von Namath, welcher unter der Federführung Ewbanks 1965 von den Jets gedraftet wurde, mit 27:23 besiegt. Namath, der im damalig noch getrennten Draft in der AFL an erster Stelle und im NFL Draft an der zwölften Stelle ausgewählt wurde, sagte später, dass er sich für die Jets entschied, da er von „Weeb“ Ewbank und seiner bisherigen Trainerarbeit beeindruckt gewesen war. Eben jener Namath war es auch, der den Sieg der Jets im folgenden Super Bowl III gegen die Baltimore Colts versprach und vorhersagte – ein Spiel, welches als eines der größten Sensationen in die Sportgeschichte eingehen sollte. Die Jets gingen bei den Buchmachern als 17-Punkte Außenseiter in die Partie. Eine Rolle, welche Ewbank zu nutzen wusste. Seine Erfahrung aus seiner Zeit bei den Colts, deren Spielern und Spielweisen, ließen ihn vor allem offensiv einen ungewöhnlich konservativen Gameplan spielen. So hatte Matt Snell 30 Rushes, für 121 Yards und einen Touchdown. Aber auch die Defense war perfekt von Ewbank eingestellt worden, und fing gleich 4 Interceptions von QB Earl Morral, wodurch die Jets den Super Bowl mit 16:7 für sich entscheiden konnten und den bis heute größten Triumph ihrer Geschichte feiern konnten.

So überraschend dieser Erfolg gekommen war, so schnell ging die erfolgreiche Zeit der Gang Green dann auch leider wieder vorbei. So konnte unter Ewbank nur noch eine Saison – nämlich die 1969 – mit einer positiven Bilanz, und eine – 1972 – mit einer ausgeglichenen Bilanz beendet werden. Als Folge hiervon verkündete Ewbank zum Ende der Saison 1973 seinen Rücktritt als Headcoach.

Die Bilanz nach 11 Jahren? 154 Spiele, 71 Siege, 77 Niederlagen und 6 Unentschieden.

Die negative Gesamtbilanz und die Tatsache, dass der Höhenflug der Jets nur von recht kurzer Dauer war, könnten Gründe dafür sein, dass Ewbank in der historischen Betrachtung oftmals etwas zu kurz kommt. Vielleicht lag es auch an seiner umgänglichen und zum Teil lockeren Art, Ewbank war alles andere als ein Exzentriker, sondern konzentrierte sich voll und ganz auf seine sportlichen Aufgaben, was ihm nach seiner Trainertätigkeit auch den Posten des Vizepräsidenten bei den Jets einbrachte. Eventuell liegt es auch daran, dass „Weeb“ bereits mit den Colts zwei Titel vorzuweisen hatte, oder mit Namath und dessen Spielweise, Außendarstellung und Mediengewandtheit einen, wenn nicht den ersten richtigen Superstar unter sich spielen hatte. Man wird diese Frage sicherlich nie hundertprozentig beantworten können. Eins ist aber sicher. Ewbank hat Sportgeschichte geschrieben. Um dies zu erkennen reicht ein Blick auf seine Erfolge und persönliche Auszeichnungen, die er in 20 Jahren als Headcoach gesammelt hat:

Super Bowl Champion 1968 NFL Champion 1958 und ´59 AFL Champion 1968 NFL Coach of the Year 1958 AFL All-Time Team Coach 1970 Pro Football Hall of Fame 1978

Karriere-Bilanz: 130:129:7

Wilbur Charles „Weeb“ Ewbank starb am 17. November 1998 im Alter von 91 Jahren in Oxford, Ohio. Er wurde 2010 posthum zur New York Jets Ring of Honor Familie aufgenommen. Ein echter Titan of New York.

-Felix