Kyle Pitts
- Height: 6-foot-6
- Weight: 240
- Position: Tight End
- School: Florida
- Year: Junior
Tape Breakdown
Als einer der interessantesten Prospects der Draft Class 2021 gilt Florida Tight End Kyle Pitts, der sich in der letzten College Saison in das Bewusstsein vieler Fans gespielt hat. Als Gator Fan selbst konnte ich gar nicht anders, als ihn fast jeden Samstag genauer unter die Lupe zu nehmen, wenn er wieder zu deutscher Primetime zu sehen war. Noch vor dieser Breakout Saison galt er als üblicher Mid Round Tight End, der noch eine gewisse Entwicklung hinzulegen hatte. Doch davon kann nun keine Rede mehr sein. Für viele NFL Fans, die ihn in Gainesville haben spielen sehen, wurde er zum Favoriten für den First Round Pick ihres eigenen Teams. Doch wie gut ist Pitts wirklich? Und wie hoch im Draft kann man mit seiner Auswahl rechnen? Damit beschäftige ich mich hier in seinem Scouting Report.
Athletik
Kyle Pitts definiert das Wort Athletik für Tight Ends fast neu. Er bewegt sich wie ein Receiver und seine Geschwindigkeit reichte im College, um selbst Safeties und Cornerbacks in tiefen Seam oder Wheel Routes wegzulaufen. Wenn man ihm beim Spielen zuschaut, kann man leicht das Gefühl bekommen, er wäre eigentlich ein Receiver. Gäbe es dieses Jahr einen Combine, würde mich bei ihm beim 40 Yard Dash eine Zahl unter 4.45 nicht wundern. Das ist für einen so großen Tight End vollkommen absurd. Aber er ist nicht nur schnell, auch sein Frame sieht gut zusammen gesetzt aus. Er bringt auf jeden Fall auch die nötige Kraft mit, um in der NFL schnell Fuß fassen zu können.
Agilität / Movement Skills
Absolut sick. Er verfügt über die Fähigkeit, in kürzester Zeit abzustoppen und die Richtung zu wechseln. Er wurde sogar regelmäßig in Bubble Screens eingesetzt, wo er damit betraut war, noch wenigstens einen Defensive Back austeigen zu lassen. Die neuntmeisten „forced missed tackles“ sämtlicher College Passempfänger 2020 belegen das und sind für einen Tight End extrem selten. Es wirkt oft, als würde er über das Feld gleiten. Seine weichen, kontrollierten Bewegungsabläufe erinnern stark an Raiders Tight End Darren Waller, mit dem er auch oft verglichen wird.
Hände
Pitts verfügt über eine extreme Stärke am Catch Point. Seine Hände sind die eines erfahrenen NFL Outside Receivers. In 2020 konnte PFF bei ihm keinen einzigen Drop bei 65 Targets feststellen. Zudem belegte er mit 11 Contested Catches den dritten Platz aller Passempfänger im College. Auch hier sind sämtliche Receiver eingeschlossen (!!!). Technisch macht er einiges richtig; er lässt den Ball nicht in seinen Körper kommen, sondern attackiert ihn mit zwei Händen und ist voll fokussiert auf das Komplettieren des Catches. Auch den einen oder anderen Highlight One-Handed Catch findet man in seinen Highlight Videos. Gerade in der Redzone findet er immer einen Weg, den Ball reinzubringen.
Route Running / Route Tree
Wurde in Florida zwar viel eingesetzt, war aber dort auch Teil einer Spread Offense, in der er zwar in vielen verschiedenen Spots vor dem Snap aufgestellt, dann aber nicht sehr variantenreich in seinem Route Tree benutzt wurde. Der Großteil seiner Production kommt aus Vertical, Fade oder Hitch Routes und dazu einige Bubble Screens. Das klingt natürlich relativ einseitig, aber man muss dazu sagen, dass er absolut keine Schwierigkeiten hat, selbst große Man Cover Cornerbacks, wie Alabamas Patrick Surtain, loszuwerden. Besonders beeindruckend ist hier, dass er College Football Tight Ends mit 331 Deep Receiving Yards meilenweit anführt. Auch seine average Depth of Target ist mit 13.8 sehr tief. Hier war er nicht selten weit offen. Besonders gut ist er hier in kleinen Head Fakes oder kurzen Wacklern, um sich den nötigen Platz zu verschaffen. Gerade in der Redzone hat er schon einige Cornerbacks schlecht aussehen lassen.
Blocking
Sein Body Type wird oftmals eher als sehr großer Receiver beschrieben und weniger als klassischer Tight End. Dies lässt sich bei einem Blick auf sein Tape auch nicht leugnen. Seine Blocking Fähigkeiten sind seine große Schwäche, sein eher schmaler Körper ist hier nicht unbedingt natürlich dafür gemacht. Dennoch wurde er in Florida in 261 von 409 Snaps als Inline Tight End aufgestellt und trotzdem war er dann doch öfter als Receiver, denn als Blocker unterwegs. Eine klare Steigerung zu seiner Sophomore Saison ist trotzdem deutlich zu erkennen. Seine Technik und seine Willingness ist auf dem richtigen Weg. Mit nur 235 Pfund projected wäre er trotzdem ein ziemlich schmaler Tight End und wird wahrscheinlich früh von den Athletic Trainern in den Weight Room geschickt werden.
Fazit
Alle paar Jahre schafft es mal ein Tight End im College so sehr aufzufallen, dass er bereits früh in der ersten Runde gehandelt wird. OJ Howard oder TJ Hockenson und Noah Fant fallen mir da ein. In Pitts‘ Fall wurde dies auch durch seine vielen Spiele gegen Top Gegner in der SEC begünstigt. Wenn man sich dann aber sein Tape genauer ansieht, wird man nicht enttäuscht. Auch wenn Tight Ends in aller Regel einige Zeit brauchen, um wirklich in der NFL anzukommen, sehe ich Kyle Pitts durchaus als talentiert genug, um in den Top 10 ausgewählt zu werden. Ich persönlich habe ihn in meinem Top 50 Big Board sogar auf Platz 5. Mir ist bewusst, dass Pitts durch seine noch unausgeprägten Blocking Skills eine gewissen Lernkurve bevorsteht. Trotzdem bin ich der Meinung, dass er für einen kreativen Coaching Staff schon früh als nicht zu stoppendes Size/Speed Mismatch und vor allem in der Redzone einen Unterschied machen kann. Dass er im Stande ist, NFL Talent auf Corner zu schlagen, hat er diese Saison der Reihe nach gegen Jaycee Horn, Tyson Campbell und Patrick Surtain beweisen. Sehr wahrscheinlich wird er zu Beginn seiner Karriere ein ganz anderer Spieler sein, als dann später mit der nötigen Entwicklung. Aber in beiden Fällen halte ich ihn für sehr produktiv. Mit seinem einzigartigen Bewegungstalent ist er für mich seit langem einer der besten Tight Ends, die in die NFL kommen, wird im richtigen System mit gutem Coaching schon früh einen Unterschied machen können und auf eine lange, dominante NFL Karriere schauen.