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New England Patriots

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New York Jets

Yes! Verloren!

Das ist der Tenor, den man unter Jets Fans allgemein vernimmt. Und das Gefühlschaos, durch das man derzeit geht, wenn man es mit dieser Franchise hält, ist schwer in Worte zu fassen. 
Da gibt man ein gewonnen geglaubtes Spiel mit wahnwitzigen und amateurhaften Aktionen aus der Hand – dazu später mehr – und dennoch steht man irgendwie als Gewinner da.

Man muss sich über eine Niederlage freuen. Am Ende kann es der richtige Weg gewesen sein. Glück ist eine Hure.

Aber step by step:
Joe Flacco startete, weil Sam Darnold erneut verletzt fehlte (Schulter). Bereits das dritte mal ein drittes Spiel in seiner dritten Saison. Kein gutes Signal für einen Franchise QB. Best ability is availability.

Nun ja. So kam es wie es kam und Joe Flacco hatte den für ihn besten Tag seit Jahren (18/25, 262 Yards, 3 TD, 1 INT, 128,7 Passer Rating). Der erste Drive wurde zwar kein TD, aber man blieb zwölf Plays auf dem Feld und ging durch ein Castillo FG in Führung. Mit dabei war ein 26 Yard Pass auf Rookie Denzel Mims, der seine starken YAC (Yards after Catch) Fähigkeiten nicht nur einmal in diesem Spiel unter Beweis stellen sollte. 3-0

Die Patriots antworteten mit einem TD Drive, der auf einem Big Play auf Jacoby Myers basierte, den CB Pierre Desir zu verantworten hatte – Desir war erneut mit Abstand der schlechteste Mann auf dem Feld und ist in der Coverage wirklich jenseits von Gut und Böse. Am Ende stand ein Rush TD von Newton zum 7-3

Nach zwei Punts führte Flacco die Jets im zweiten Quarter mit Pässen zum TD. Nach einem erneuten Raumgewinn durch Mims war es Breshad Perriman, der JC Jackson auf einer Postroute vernaschte. Der Ball flog direkt in die Arme zum ersten Perriman TD 2020 – ein 50 Yard Play. 10-7

Anschließend gaben die Patriots den Ball wieder her und beide Teams konnten nacheinander jeweils ein FG verwandeln, wovon Jets Backup Kicker Sergio Castillo, der erneut für den verletzten Sam Ficken spielte, im zweiten Spiel in Folge aus 50+ Yards traf. 13-10

Der Abschluss der ersten Halbzeit war eine Augenweide. Joe Flacco warf den Ball tief links in die Endzone und Jamison Crowder fing den Ball, was jedoch aus der Geschwindigkeit des Spiels wie ein Catch Out of Bounds aussah. Ausbleibende Proteste ließen zunächst auch keine Zweifel daran aufkommen, doch nach der ersten Wiederholung war klar, dass Crowder beide Füße in der Endzone hatte, als er den Ball fing. Die Referees bestätigten dies. Zur Halbzeit lag man also 20-10 in Führung.

2nd Half Meltdown

Es kam so, wie es laufen musste. Die zweite Halbzeit transformierte das Team, das in der ersten wie ein NFL Team wirkte, wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Am Ende standen nur 78 Yards in Halbzeit zwei auf der Habenseite.

Mit der „Bend but don’t break“ Defense ließ man einen fast achtminütigen Drive der Patriots zu, der zu einem TD durch Rex Burkhead führte. 20-17

Zwar konnten die Jets im Folgedrive von einem Stolpern von JC Jackson profitieren, der Breshad Perriman allein in der Endzone seinen zweiten TD fangen ließ, doch danach wurde es schon fast zur Comedy. 27-17

Man hatte die Patriots an der 14 Yard Line aufgehalten und sie standen bei 4th and 3. Die FG Teams standen bereits auf dem Feld und die Jets stellten sich einfach mal mit zwölf Mann auf den Platz. 5 Yard Penalty. Neuer 1st Down.
Zwar konnte der weitere Drive auch nur zu einem FG verwertet werden, aber sowas darf nicht passieren. Nicht in der NFL. 27-20

Anschließend hat man die Kontrolle über den Ball und statt Clock Management mit einem 1st Down Pass auf den vollkommen frei stehenden TE Ryan Griffin wirft Flacco den Ball bei 1&10 an der eigenen 18 tief in die Mitte auf den in Double Coverage stehenden Denzel Mims, der keine Chance auf einen Catch hat. Interception.

New England hatte man in der Folge bei noch 4:43 auf der Uhr bei einem 3rd & 20 an der eigenen 44 und selbst das reichte nicht aus, um das Spiel zu gewinnen. Ein 19 Yard Pass und eine vervollständigte 4th Down Conversion führten zum nächsten TD Drive. „Situational Awareness“ aus der Hölle. 27-27

Man erhielt den Ball nach dem Two Minute Warning und musste den Ball – verursacht durch einen zugelassenen Sack des für den verletzten Mekhi Becton eingesprungenen Chuma Edoga auf LT – sofort wieder abgeben. 3 & Out.

Die Patriots, die schon die ganze Saison echte Schwierigkeiten haben, den Ball zu bewegen, brauchten nur 44 Sekunden, um sich in FG Range zu spielen, was auch der mangelnden Erfahrung von den Rookies Bryce Hall und Ashtyn Davis (der ansonsten ein ausgezeichnetes Spiel machte) zu schulden war. Patriots WR Meyers fing den Ball an der Jets 34 bei noch drei Sekunden und einer übrigen Timeout im open field. Doch statt ihn liegen zu lassen und die Uhr auf Null laufen zu lassen, berührte man ihn schnell (down by contact) und die Patriots konnten die Timeout nehmen und Nick Folk beendete das Spiel aus 51 Yards mit 30-27

Takeaways

  • CB Bryce Hall hatte ein gutes Debüt. Er übernahm frühzeitig für Brian Poole, der verletzt an die Seitenlinie musste und war in 16 Coverage Snaps nur einmal Target (Holding Penalty und 20 Yard Catch). Ein vielversprechender Start
  • 2nd Round WR Denzel Mims sieht weiterhin aus wie die Lösung, die man so lange auf WR gesucht hat. Seine Performance ist nicht flashy, aber seine vier Catches aus acht Targets für 62 Yards sind gute Zahlen. 28 Yards hat er nach dem Catch zu verbuchen, was der beste Part seiner Performance war (drei 1st Downs).
  • Breshad Perriman hat in seiner sechsjährigen Karriere das vierte 100 Yard Game geschafft. 5 Catches (7 targets), 101 Yards, 2 TD. Ob er auch in Zukunft eine Rolle für die Jets spielt ist fraglich (sein Vertrag läuft aus), aber endlich wurde er seiner Rolle als Deep Threat mal gerecht.
  • Die Offensive Line wird besser. Ja, tatsächlich. Mekhi Becton ist ein wichtiger Faktor, denn als er durch Chuma Edoga nach nur 15 Snaps ersetzt werden musste (Brustverletzung), war dies für jeden Zuschauer zu spüren. Bectons Leistung war laut PFF mit 73,9 die neuntbeste unter Left Tackles in Week 9. Dazu sind RT George Fant und RG Greg Van Roten weiter auf dem Weg nach oben. Beide haben wiederholt starke Leistungen gebracht und kombiniert nur eine Pressure zugelassen. 
  • Foley Fatukasi ist der stille defensive MVP des Spiels. Sechs Defensive Stops gegen den Run (unter 2 Yards Raumgewinn) sind der beste Wert der NFL in Woche 9. Dazu hat er von PFF mit 91,6 den besten Wert unter Interior Defensive Linemen erhalten. Letzte Woche landete er mit 91,0 nur hinter einem gewissen Aaron Donald. Fatukasi ist kein One Game Wonder, sondern bringt diese Leistungen konstant.
  • Pierre Desir ist der „Tank MVP“. Er hat sechs von sieben Catches für 115 Yards zugelassen. Seine 491 zugelassenen Yards 2020 sind die viertmeisten unter allen CB’s der Liga. Desir steht meilenweit von seinen Gegenspielern entfernt und zeigt Woche für Woche, warum die Colts ihn rausgeworfen haben. Wenn man den First Overall Pick haben will, dann muss er weiterhin starten. Ansonsten gibt es keinen einzigen nachvollziehbaren Grund, ihn nicht auf die Bank zu setzen.

Am Ende muss man sich wohl damit zufrieden geben, das Spiel verloren zu haben und bei 0-9 zu stehen. Ich persönlich war nach dem Spiel unfassbar sauer, weil man die Patriots – die einen jahrelang öffentlich penetriert haben – in der Primetime hätte vorführen können. Aber am Ende steht man mit den besten Aussichten auf den First Overall Pick da. Vielleicht ist das doch das Glück, das man als Fan dieser Franchise braucht. Und wie Arthur (RIP Jerry Stiller) halt gesagt hat:

Das Glück ist eine Hure!

#TakeFlight

Basti