D'Brickashaw Ferguson
It all starts on the line
Den Satz “It all starts on the line!” habe ich schon ziemlich früh gehört. Als frischgebackener Footballfan hing ich mich an so etwas natürlich auf. Die OLine schien mir ziemlich wichtig zu sein und ich beobachtete diese Jungs besonders. Sie haben mir von Anfang an imponiert. Der Bewegungsablauf des Tackles, ein Fuß immer sicher auf dem Boden, sich mit dem anderen nach hinten ziehend, die Hände vor dem Brustkorb bereit zuzupacken und der Kopf geht blitzschnell hin und her um den nächsten anstürmenden Verteidiger auszumachen. Es mag auch am typischen Charakter liegen, dass ich O-liner so mag. Ein wenig kann ich mich mit ihnen identifizieren. Sanfte Riesen mit großem Beschützerinstinkt, die sich aber bei weitem nicht alles gefallen lassen (Na gut, zum Riesen fehlen mir noch einige Zentimeter…). Das gaukelt euch Hollywood in „The blind side“ nicht nur vor. Der Charakter entscheidet tatsächlich mit, welche Position für einen geeignet ist. O-Liner müssen einiges einstecken können, und das machen es nicht mal für sich selbst. Sie sind der Prellbock zwischen den Verteidigern und dem Quaterback. Wahlweise auch mal dem Runningback. Viele Verteidigungsmöglichkeiten hat man dabei nicht. Es ist eher ein besseres „Schubsen“ was einem zur Verfügung steht. Da bekommt man ganz schön was ab. Trotzdem scheint es unter den O-Linern viele zu geben die das alles mitmachen ohne zu jammern, ohne nachzulassen, ohne dem Gegner einfach den Kopf abzuschrauben und ihn damit zu verprügeln und ohne jemals ein Spiel zu verpassen. Moment? Nie ein Spiel verpassen? Wie soll das gehen? Gute Frage. Aber es ist möglich. Wenn man hart genug ist, die Zähne zusammenbeißt und bereit ist alles, wirklich alles, für sein Team zu geben. Über so jemand erzähle ich euch jetzt. Er ist noch nicht lange weg, ist noch nicht im Ring of Honor der JETS und nicht in der Hall of Fame. Aber es gibt eine Zahl die es für uns vollkommen klar macht, dass dieser Mann ein TITAN OF NEW YORK ist.
Sein Name ist D’Brickashaw Ferguson und die Zahl die ihn in diese Serie gebracht hat lautet: 1
Ein Snap. Ein einziger Snap. Das sind alle Snaps die Ferguson in 160 Spielen für die JETS verpasst hat!
10.707 Snaps von 10.708. Das sind 99,991 Prozent aller Offensivsnaps. Und warum verpasste er einen? Ein Trickspielzug sorgte dafür, dass für einen Snap Cornerback Derrelle Revis seinen Platz als Left Tackle einnahm. Nebenher kann man noch erwähnen, dass er auch kein einziges Training verpasste… Was für eine verrückte Geschichte! Man kann nur erahnen wie oft dieser Mann seine Schmerzen ausblendete um immer weiterzumachen. Sein Antrieb dabei war sein Teamgeist.
Seine Footballgeschichte beginnt an der Freeport High School in Freeport, New York. Dort wollte er den Football schon fast an den Nagel hängen aber die angebotenen Stipendien der University of Virginia und der Michigan State stimmten ihn wohl um. Er entschied sich für die Cavaliers in Virginia und spielte eine fantastische Collegekarriere. Er war ein All American und zweimaliger All Atlanic Coast Left Tackle. Der erste den Virginia nach 1998 wieder hervorbrachte. Er spielte in vier Bowls als Left Tackle und in einem speziellen Defensesystem stand er auch mal als Linebacker auf dem Feld. Beide Seiten des Balls zu kennen kann ja kaum schaden.
Während er in seiner Collegekarriere mit unbeständigem Gewicht zu kämpfen hatte erschien er zur Combine mit Left Tackle Gardemaß. Dazu einer Armspannweite von 221 cm. Eine gewaltige Erscheinung die bei der Combine überzeugen konnte. Seine Athletik und Beinarbeit waren mehr als beeindruckend. Um seine Beinarbeit zu verbessern erarbeitete er sich einen schwarzen Gürtel in Shotokan Karate und einen braunen in Teakwondo. Auch seiner Geschicklichkeit mit den Händen und seinem Gleichgewicht hat das sehr geholfen. Und es machte den 1,98 Meter großen Ferguson zu jemand mit dem man sich besser nicht anlegt 🙂
Die JETS wählten Ferguson als 4th overall aus. Seit 1988 war es nicht mehr passiert, dass die JETS einen Top-8-Pick für einen Tackle verwendeten. Aber Ferguson zahlte all das Vertrauen zurück. Die Zuverlässigkeit in Person leistete sich kaum einen Fehler. Er saß nie auf der Bank, er war eine Bank. Eine Bereicherung zum Schutz des Quaterbacks und eine große Hilfe für das Rungame.
Ich habe es geliebt diesen Mann spielen zu sehen. Vielleicht nur, weil ich seinen Namen mochte. Vielleicht nur, weil ich mich so an seine Anwesenheit gewohnt hatte. Vielleicht aber auch weil er einfach so verdammt gut war.
D’Brickashaw Ferguson schaffte es ins NFL All-Rookie Team und in drei aufeinanderfolgenden Jahren in den Pro Bowl (2009 – 2011). 10 Jahre trug er das Grün und Weiß der JETS. Seine ganze Karriere. 2015 zog er einen Schlussstrich. Bevor das Alter und die müden Knochen ihn noch einen weiteren Snap kosten konnten. In seinem letzten Jahr ließ er 39 sogenannte Quaterback-Hurries zu. Seine schlechteste Leistung. Es war am Ende also wohl eine richtige Entscheidung.
Er fehlt mir! Ferguson spielte sich von seinem ersten Snap an in mein Herz. In Spielen, in denen es viel zu motzen gab konnte man nie ein schlechtes Wort über ihn verlieren. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern das jemals getan zu haben. Er machte da draußen seinen Job und er machte ihn verdammt gut. Chad Pennington und nach ihm Mark Sanchez können sich jedenfalls glücklich schätzen ihn als „Bodyguard“ gehabt zu haben. Ich wünsche ihm schnellst möglich die Aufnahme in den Ring of Honor der JETS. Ich wünsche ihm, dass er eines Tages in die Hall of Fame aufgenommen wird. Ein Mann von solcher Zuverlässigkeit hat beides verdient!
– Heiko