-Here we go-

Nach langem Warten ist es endlich soweit und die ewige Offseason der NFL findet ihr Ende. Durch die COVID-19 Pandemie gefühlt noch länger als sonst und auch ohne Preseason, waren es dieses Jahr sogar sieben volle Monate ohne irgendeine Form von NFL Football. Auch die Saison selbst wird deutlich anders aussehen, als wir es gewohnt sind. In den meisten Stadien werden während der Saison keine Fans zugelassen sein, auch beim Opener der Jets in Buffalo bleiben die Ränge leer. Allenfalls der Einsatz einiger elektronischer Fangesänge soll die Stille im Stadion vertreiben. Es wird sicher spannend zu sehen, wie das die Ergebnisse und Leistungen der Teams beeinflusst. Das Fehlen eines „Home-Court-Advantage“ hat bereits zu sehr ungewöhnlichen Ergebnissen in anderen Sportarten geführt, die ihren Restart in einer Bubble wie die NBA durchgeführt haben, oder ohne Fans in eigenen Stadien wie die MLB. Es steht uns auf jeden Fall eine Saison bevor, wie es sie noch nicht gegeben hat und die noch unvorhersehbarer daherkommt, als es sonst schon der Fall ist.
Wir freuen uns drauf.

-Keys to the Game-

Ein Stück weit ist diese Unvorhersehbarkeit der NFL auch der größte Hoffnungsschimmer für Jets Fans vor dem Saisonstart. Auf dem Papier gehört der Kader sicherlich zu den fünf schwächsten der Liga, während die Bills insgesamt einen sehr ausbalancierten Kader zusammengestellt haben.

Die Bills kommen aus einer ihrer erfolgreichsten Saisons der jüngeren Geschichte, mit einer Bilanz von 10 Siegen bei 6 Niederlagen, sicherte man sich den 2. Platz der AFC East und damit auch den ersten Wild Card Spot der AFC. Im Playoff Spiel bei den Houston Texans musste man sich in einem spannenden Match, erst in der Overtime denkbar knapp mit 19 zu 22 geschlagen geben. In der Offseason war man darauf aus, die Schwachstellen des Teams zu attackieren und weiter an einem winning Program zu arbeiten. Die größte Verpflichtung war dabei Wide Receiver Stefon Diggs, den man von den Vikings für einen 1st, und mehrere Day 3 Picks loseiste. Er soll dabei eine klare Nummer-1-Anspielstation für QB Josh Allen darstellen, der letzte Saison Licht und Schatten zeigte.
Er ist für mich auch der erste wichtige Schlüssel zum Spiel. Aus Jets Sicht wird es vor allem darum gehen, den Gunslinger der Bills zu Fehlern zu zwingen. Allen steigerte sich in 2019 zu seiner Rookie Saison und legte 3089 Passing Yards auf, die er mit 510 erlaufenen Yards aufpeppte. Er konnte dabei vor allem sein Quarterback Rating von 67 aus 85 steigern und führte schlussendlich sein Team in die Playoffs. Dennoch war Allen als Passer nach wie vor sehr roh, so ist zum Beispiel seine Completion Percentage mit 58 % noch sehr ausbaufähig. In einem Spiel kann man von Allen meist sowohl einige Würfe sehen, zu denen vielleicht drei Spieler in der NFL fähig sind, wie auch Turnover, die man als externer Beobachter nicht erklären kann. Unsere Defense muss daher im Stande sein, regelmäßig Druck auf Allen auszuüben und ihn zwingen, das Spiel aus der Pocket heraus zu führen. Hier hat er im Decision Making noch immer Schwierigkeiten. Hier wäre es vor allem wichtig, mit vielen verschiedenen Blitz Formationen anzugreifen, um den jungen QB aus seiner Comfort Zone zu holen. Auch wenn hier mit Jamal Adams ein wichtiger Bestandteil fehlt, hat man mit Gregg Williams genau den richtigen Defensive Coordinator für das Unterfangen. Die Offensive Line der Bills sehe ich hier auch als kleinen Schwachpunkt. Man hat hier hauptsächlich average Starter. Gerade die rechte Seite mit Guard Brian Winters, den wir ja noch gut kennen, und Tackle Cody Ford wirken schlagbar. Auch die Tight End Gruppe um Dawson Knox und Tyler Kroft scheint da keine große Hilfe darzustellen. Zudem fehlt mit Fullback Patrick DiMarco ein wichtiger Passing Down Blocker der Bills verletzt. Daher ist für mich das Key Matchup auf dieser Seite die Bills O-Line gegen unseren Pass-Rush. Wenn man hier die Line of Scrimmage dominieren kann, sollte weder das Run Game der Bills ins Laufen kommen, noch QB Allen einen entspannten Tag verleben.

In der vergangenen Saison zeigt sich auch im Win-Loss Spread der Stats, dass die Bills vor allem schlagbar sind, wenn Allen unter Druck ist und das Run Game nicht vernünftig funktioniert.

Wins:
Allen QBR 97.00, Rush Yards per Game: 146,8

Losses:
Allen QBR 68.21, Rush Yards per Game: 97.6

Statistiken, die sicher auch Gregg Williams vorliegen hat 😉

Auch auf der anderen Seite des Balles, liegt der Fokus auf einem 3rd Year Quarterback. Auch Sam Darnold stammt ja aus dem 2018er Draft und wird daher ein Stück weit immer mit Allen verglichen werden. Die individuellen Statistiken der beiden lesen sich auch gar nicht mal so unterschiedlich, dennoch konnte Allen mit seinem Team schon mehr Erfolge verbuchen, was aber größtenteils einfach an dem Team um ihn herum liegt. Darnold hatte bisher nicht das Glück, seine ganze Karriere lang den gleichen Head Coach und Playcaller zu haben und auch seine Waffen sind nicht auf dem Level eines Stefon Diggs oder John Brown. Daher gibt es für mich in der Offense auch kein spezifisches Skill-Postion Matchup, in dem für die Jets der Schlüssel zum Erfolg liegt. Auf dem Papier ist für mich jede Gruppe der Jets, der gegenüberliegenden Unit der Bills unterlegen. Unsere unbewiesenen Receiver werden es mit Tre’Davious White und Josh Norman zu tun bekommen. Viel Separation ist dort nicht zu erwarten. Allenfalls Crowder könnte in der Slot Freiräume bekommen. Aber auch die Bills wissen, dass er der beste Receiver des Teams ist und werden für ihn planen.

Die Tight Ends werden von starken Linebackern wie Matt Milano oder Safeties wie Micah Hyde und Jordan Poyer verfolgt. Auch dieser Punkt geht an Buffalo. Dazu wird unsere frisch zusammengestellte O-Line gegen die starke Bills Front Seven antreten, in der Jerry Hughes, Mario Addison, Ed Oliver oder Rookie AJ Epenesa warten, was durchaus ein schweres Spiel für unsere Rushing Attack bedeuten kann.

Somit ist der Schlüssel in der Offense für mich Sam Darnold gegen die Bills Defense. Seine Progression und Reife im zweiten Jahr im System, die hoffentlich über die Offseason eingetreten ist, sind für mich der X-Faktor. Sollte Darnold ein starkes Spiel machen und die Offense um ihn herum liften, ist es trotz der qualitativen Unterlegenheit möglich, genügend Punkte aufs Board zu bekommen. Dazu gehört insgesamt auch, keine unnötigen Turnover zu produzieren, damit die eigene Defense nicht in schlechter Field Position aufs Feld muss und die eigene Stärke ausspielen kann.

Am Ende wird es darauf ankommen, welcher der beiden Quarterbacks weniger Fehler und mehr winning Plays liefert und damit seinem Team die beste Möglichkeit gibt, das Spiel zu gewinnen.

-Injury Report-

Im Injury Report der Bills tauchen neben den beiden Covid Opt outs Star Lotulelei und EJ Gaines kaum große Namen auf. Starting Guard John Feliciano steht auf IR und wird damit auf jeden Fall mehrere Spiele verpassen. Für ihn wurde Brian Winters gesigned und soll seinen Platz als Starter auch einnehmen. Das Training am Mittwoch und Donnerstag verpasste zudem auch Corner Josh Norman. Bei Abschluss des Artikels war noch nicht klar, ob er wird spielen können. Sollte er ausfallen, wird sein Platz durch Levi Wallace eingenommen. Hier wäre kein allzu großer Qualitätsverlust zu erwarten.

Der Report der Jets liest sich da schon eher wie ein Roman. Ganze 10 Spieler tauchten unter der Woche in unterschiedlicher Schwere auf. Sicher ausfallen wird dabei wohl vor allem Rookie La’Mical Perine, der aber wohl sowieso nur wenige Snaps gesehen hätte. Hinter Tarell Basham, Alex Lewis und Avery Williamson stehen nur kleine Fragezeichen, während man bei Marcus Maye und Denzel Mims schon eher einen Ausfall befürchten muss. Beide mussten ihren Trainingsbetrieb nach anfangs stärkerer Beteiligung aufgrund ihrer Verletzungen zurückschrauben. Hier könnte es jeweils auf eine Game-Time-Decision hinauslaufen.

-Fazit-

Wie schon oben beschrieben, wird das Resultat des Spiels zu einem Großteil vom Spiel der beiden jungen Quarterbacks abhängen. Dennoch haben beide natürlich unterschiedliche Voraussetzungen. Während Josh Allen mit seinen deutlich besseren Teamkollegen auch mehr Spielraum für Fehler hat, könnte bei Darnold bereits ein Turnover eine schwer zu überkommende Bürde darstellen. Auch beim Faktor Coaching geht der Punkt natürlich klar an Buffalo, die mit Sean McDermott über einen Top-10 NFL Head Coach verfügen, während Adam Gase seine Tauglichkeit für die Stelle noch nicht bleibend nachweisen konnte. Dennoch könnte zumindest unsere Defense auf einem ähnlich hohen Level wie die der Bills unterwegs sein und uns damit in Schlagdistanz halten.

Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht wirklich an einen Sieg der Jets am Sonntag. Trotzdem gibt es schon auch Szenarien, in denen ich mir zumindest einen positiven Ausgang vorstellen kann. Darauf hoffe ich sehr für Sonntag. Und wenn doch nicht, dann kann man sich zumindest freuen, dass es endlich wieder losgeht.

FOOTBALL IS BACK!