von Marc Waldeck

Wer ein bisschen aufgepasst hat und sich ggf. zurückerinnert an den Mathe-Unterricht weiß – „X“ ist eine Variable. Eine Variable ist also leider eine undefinierte Zahl, von der wir den Wert nicht wissen!!! Soll heißen, irgendwann hört man als Jets-Fan auf zu zählen, die wievielte, miese Season da gerade wieder läuft. Man hört auch auf zu zählen, der wievielte „Rebuild“ nun wieder anstehst. Ich merke gerade, dass ich Aggressionen bekomme beim alleinigen tippen des Wortes „Rebuild“ – so weit ist es schon.

Naja, und so wie es am Set eines Filmes sehr sehr oft „Klappe – die X-te“ eben heisst, bevor ein und die selbe Szene und der selbe Ablauf wieder und wieder aufgenommen wird, scheint man auch am One Jets Drive nach einem ähnlichen Muster nun erneut die Dinge angehen zu müssen. Aber – und da kommt mein im Freundeskreis oft als ätzend und zum Kotzen empfundenes „Optimist sein“ und positives Denken zum Vorschein – am Ende ist in Hollywood und allen anderen Film-Vertrieben dieser Welt ein fertiges Produkt – ein Film – erschaffen den die Schaffenden der Öffentlichkeit mit Stolz präsentieren können. Ich weiß, das mit dem „mit Stolz der Öffentlichkeit präsentieren können“ ist aktuell recht weit weg von der Performance Sonntag für Sonntag in Green and White. Leider. ABER – das muss und wird meiner Meinung nach nicht so bleiben.

Warum? Mit Joe Douglas hat man als GM tatsächlich mal einen guten und richtigen Move gemacht. Einen gestandenen und ligaweit gepriesenen und respektierten Mann, der in seinen bisherigen Positionen jeweils immer sehr erfolgreich war und einen klaren Plan verfolgt. Die Anfänge seiner bisher für mich nahezu durchweg guten Arbeit konnte man bereits spüren. In manchen deutschsprachigen Plattformen, vor allem aber auf US-Seiten von Jets-Fans sehe ich nun Woche für Woche aber auch mehr Hass JD betreffend in den Worten: „Warum feuert er Gase nicht endlich?“ Das ist recht easy beantwortet. Er kann es nicht. In der aktuellen Struktur der NYJ und auch bei vielen anderen Teams kann dies nur der Owner machen – die Johnsons also.

Und mal als Nebengedanke – dass unseren lieben Ownern unfassbar viel am Team in grün und weiss in NY liegt, glauben ja wohl auch nur noch die Wenigsten. Vielleicht diejenigen, die auch an den Weihnachtsmann glauben. Mit einer Entlassung nun nach nur 1 1/3 Seasons nach der Verpflichtung von Gase, den man über den Klee lobte bei der Vorstellung, und den man, was einige Aussagen der letzten Wochen vermuten lassen, wohl noch immer für ein Genie hält – ja da würde man ja einen eigenen Fehler eingestehen und sich noch angreifbarer machen. Aber das nur nebenbei.

Zurück zu JD: er kann Gase nicht entlassen. Bleibt zu hoffen, dass nach der laufenden Season hier ggf. dem GM mehr Mitspracherecht oder bestenfalls freie Hand gelassen wird bei der Wahl eines neuen HC – immer ausgehend davon, dass Gase bis Saisonende bleibt, wovon ich persönlich ausgehe. Wenn wir also – mal wieder – aktuell unfassbar miesen und schlechten Zeiten kurzfristig ins Auge schauen, so stimmt mich JD und sein scheinbar klarer Plan für die mittel- und langfristige Zukunft doch tatsächlich weiterhin positiv. Ich weiß, einer Fanbase Geduld zu predigen, die schon durch so viel gehen musste wie die unsere ist hart – aber eigentlich muss er „nur noch“ den Nagel auf den Kopf treffen bei der Wahl des nächsten HC. Die Auswahl dürfte im immer noch großen und interessanten Sportmarkt NY, dem „Arsch voll Picks“ incl. wohl einem sehr hohen First-Rounder (ggf. First Overall), dem aktuell voraussichtlich zweitmeisten Cap-Space ligaweit in der nächsten Off-Season, wirklich nicht allzu klein sein. Da wird er einen Guten finden. Ich tippe auf einen etwas jüngeren offensiven College-Coach.

Ich war vor der Season (wohl meinem Optimisten Dasein geschuldet) etwas positiver gestimmt, als das was da gerade abgeht jede Woche auf dem Rasen, da bin ich ehrlich. Ein Fan von Gase aber war ich nie und bin es auch nicht geworden in den Monaten die er nun hier ist. Aber, und da wiederhole ich gerne meine Worte und Gedanken der letzten Tage auf Social Media, das „FIRE GASE“ Gebrülle überall online, egal ob als gesprochenes oder geschriebenes Wort oder gern auch mal als Bildchen, T-Shirt u.ä. mittlerweile – sorry aber das verstehe ich nicht.
Wir stehen 0-6. Der Roster ist gelinde gesagt nur in Teilen überhaupt konkurrenzfähig in der Liga. Was soll also passieren mit einem Interims-Coach Gregg Williams oder auch jedem anderen beförderten Coach?! Gehen wir dann noch 10-6/9-7, oder was? Das glaubt sicher niemand.
Ja, er ist nicht oder nicht mehr der Trainer der er vielleicht mal war – oder die ganze Sache als HC ist ihm einfach ’ne Nummer zu groß. Als OC (zwei Jahre) und Assistenz-Coach (vier Jahre) war er aber 2009-2014 doch recht erfolgreich in Denver. In vier der sechs Jahre, die er dort tätig war, hatte er seinen Anteil an vier ersten Plätzen der Broncos in der AFC East. Außerdem, wer glaubt bitte wirklich, dass er selbst die Spiele gerne jede Woche verliert? Da sitzt und steht doch ein verzweifeltes, menschliches Wesen am Spielfeldrand, das es einfach nicht gebacken bekommt. Aber müssen dann solche „Angriffe“ und „Hass“ echt sein? I don´t think so.

Die Saison ist leider eh schon wieder rum. Kacke, so etwas Mitte/Ende Oktober schreiben zu müssen, ist aber halt die Realität. Was ich sagen will – lassen wir ihn doch noch weiter bisschen „rummurksen“ und dann nach der Season geht der in Teilen bereits gestartete, große „Kehr-Aus“ à la JD weiter. Da waren und sind einfach zu viele Baustellen, die Idzik und Maccagnan aufgerissen haben, noch zu schließen, bevor man in von mir persönlich geschätzten zwei Jahren ein Team auf dem Rasen hat, das wirklich „competitive“ sein kann und dem man das auch ansehen wird und das man gerne wieder spielen sieht. Verbesserungen erhoffe und erwarte ich mir aber bereits deutlich 21/22 mit neuem Coach.

Auch mit neuem QB? Hier mache ich es kurz und knapp… ja, Lawrence könnte ein absolutes Top-Talent auf QB sein, wie es das vielleicht kaum gab in den letzten 10-20 Jahren. Ich persönlich bin aber weiterhin von Sam überzeugt. Seine Anlagen und aufblitzenden Qualitäten sind nicht von der Hand zu weisen. Gebt ihm mehr Waffen, einen anderen Playcaller und ggf. einen erfahrenen Ex-QB als QB-Coach an die Seite und die Sache sieht ganz anders aus. Ob er das Zeug zum absoluten Top-Star hat, weiß ich nicht, aber zum Franchise-QB auf Jahre und Top 10-15 QB denke ich schon.
Ich würde, falls wir mit dem #1 Overall enden, diesen sehr, sehr teuer traden. Weil der First Overall eben Lawrence nahezu sein muss – werden da mehrere Teams Haus und Hof für traden. Und dann wird der etwas früher erwähnte „Arsch voll Picks“ zu einem noch viel größeren Arsch mit noch viel mehr Picks in den frühen Runden. Perfekt für ein Team im Rebuild.

Ich komme zum Ende. Mein Herz blutet natürlich wie das von euch, die ihr das gerade lest, green and white und der Rest der Season wird mal wieder hart. Aber „gebt noch nicht auf“ möchte ich hinausrufen. Deutlich verbessert 21/22 und ein ernstzunehmendes Team 22/23 ist meine Prediction. In dieser Überzeugung und Hoffnung schaue ich mir die restlichen Spiele an und freu mich über jeden schönen Lauf und/oder Catch und, ja, vielleicht sogar hin und wieder einen TD – man wird ja noch träumen dürfen. Außerdem weiterhin über viele Fantasy-Points von Crowder für mein Fantasy-Team.

Und ganz am Ende dann, wenn der Film fertig und die letzte Klappe gefallen ist, dann ist alles gut und im Kasten. Ob das zu meinen Lebzeiten ein SB wird? Wäre geil. Weiß ich nicht. Mit ein bisschen Playoff-Action in green/white und nicht mehr die absolute Lachnummer sein zu müssen beim erwähnen, welches Team man supportet, wäre ich wohl schon zufrieden.

Also, ihr grün-weiss Brüder – Kopf hoch! Alles wird gut.

#JetUp

Marc Waldeck