Player in Focus

Ty Johnson

Was für ein Spiel war das am letzten Wochenende gegen die Raiders? Ein Spiel mit Höhen und Tiefen und ein Ende, bei dem man gar nicht mehr wusste, wie man sich fühlen sollte. 

Ich konnte das Spiel nicht sofort ab 19 Uhr sehen und konnte erst von Beginn an ab 20 Uhr schauen. Bedeutet: keine WhatsApp Nachrichten lesen, um ja nicht gespoilert zu werden. 

Als das Spiel in real zu Ende war, ist mir mein Gamepass abgeschmiert und hat das Spiel von vorne anfangen lassen. Da waren es bei mir noch fünf Minuten zu spielen und die Jets haben mit vier Punkten geführt. Wie meine Laune da war konntet ihr euch denken, als ich dann versucht habe, den Gamepass neu zu laden und zu dem Zeitpunkt zurückzufinden. Aber so leicht wollte es mir mein Laptop dann doch nicht machen, denn was hat er sich fieses ausgedacht? Genau, er hat den Ton abgestellt, und den habe ich auch nach mehreren Minuten nicht mehr reinbekommen und habe dann entnervt aufgegeben und mit auf NFL.com das Ergebnis angeguckt. 

Meine Reaktion war dann eine Mischung aus Lachen, Enttäuschung, Wut, Galgenhumor, Verachtung und Trauer. Man wusste nicht, was man fühlen sollte. Basti, einer unserer Redakteure, sagte das ja auch im Review Podcast. Sollte man jetzt enttäuscht bzw. sauer sein? Was eine normale Reaktion bei so einem Ende, in einer normalen Saison, wäre. Oder sollte man sich lieber freuen, da man dem vermeintlich großen Preis einen Schritt näher gekommen ist?

Die Jets waren vor dem Spiel 0-11. Kein Sieg, klarer Favorit auf den First Overall Pick im nächsten Draft und dort wartet diesmal kein geringerer als Trevor Lawrence. Für viele der sicherste Pick bei den Quarterbacks seit Andrew Luck. Also für jede Franchise die reelle Hoffnung auf den Heilsbringer. Und da Adam Gase die Karriere von Darnold ziemlich gut ruiniert hat, können wir den mehr als nur gut gebrauchen. Deswegen war meine Gefühlswelt auch nicht so extrem im Bereich der Enttäuschung und Wut, sondern auch nicht unglücklich darüber. Die Jaguars haben zeitgleich in Overtime verloren und hätten wir gewonnen, wäre der First Pick erst mal weg. Die Jaguars haben derzeit nämlich nur einen Sieg und bei Gleichstand zählt der schwächere „Strength of Schedule.“ Dort haben dann die Jaguars die Nase vorn. Deren Spielplan ist ein Stückchen „leichter“ als unserer, deswegen bekämen sie dann bei der gleichen Bilanz den ersten Pick.

Also eine sehr komische Gefühlslage. Zumal hinzukommt, dass das Spiel von unseren Jungs sehr ansehnlich war. Darnold hat endlich wieder zwei Touchdowns werfen können, einen ist er zusätzlich selber in die Endzone gelaufen und zum allersten Mal seit Isaiah Crowell, im Oktober 2018, hatten wir wieder einen Runningback der 100 Yards oder mehr erlaufen hat. 

Und dieser jemand ist: Ty Johnson, Ty wer?

Ty Marquise Johnson, geboren am 17. September 1997 in Cumberland, Maryland.

Ty Johnson wuchs auch in Cumberland auf und ist Mitglied der Absolventen Klasse von 2015 an der Fort Hill High School. Dort war er mehrjähriger Starter als Runningback und Defensive Back. Er führte sein Team zu zwei Titeln hintereinander in der 1A Championship. Nach beiden Spielzeiten wurde er „Area High School Football Player of the Year by the Cumberland Times-News“ und in 2014 auch noch fürs „Maryland High School Consensus All-State team by the Maryland High School Football Foundation“ ausgewählt.

Johnson legte in seinen zwei Jahren 5.000 All-Purpose Yards und 65 Touchdowns auf. Das brachte ihm ein 3-Star Ranking ein und er wurde als 20. bester Spieler aus dem Staat Maryland geranked.

Er comittete relativ schnell zur Universität von Maryland, nachdem er ein Football Camp besuchte, was Randy Edsall initiierte. Der war damals der Head Coach der Terrapins.

Johnson bekam kein anderes Stipendienangebot einer Uni und so unterzeichnete er den „Letter of Intent“, wenn man so will den Vertrag mit der Uni für das Studium und das Stipendium, im Februar 2015.

In den vier Jahren konnte Johnson 4.196 All-Purpose Yards erzielen. Das reichte für Platz drei in der All-Time Liste der Universität. Er schaffte sogar den Rekord für den höchsten Durchschnittswert pro Lauf in einer Saison mit 9.1 Yards pro Carry. Was ein ausgezeichneter Wert ist, sogar für Collegeverhältnisse. Johnson wurde auch im Kick Return eingesetzt und konnte zweimal den Ball in die Endzone zurücktragen. Einmal gegen Ohio State im Jahr 2017 und das zweite Mal gegen Michigan in 2018.

Leider wurde Johnson nicht zur „Unterhosen Olympiade“, wie einige Experten die Combine spöttisch nennen, eingeladen. Aber bei dem Pro-Day der Universität schauten Vertreter von 29 Teams zu und die waren überrascht, was sie von Johnson sahen. Besonders seine gute 40 Yard Zeit von 4.3 – 4.4, ließ einige Scouts aufhorchen. Ein Scout hatte ihn sogar bei 4.26. Zum Vergleich: im Jahr 2019 war der schnellste Runningback Justice Hill mit 4.40. Und auch im Bench Press konnte Johnson überzeugen. Er schaffte 27 Wiederholungen, was der Bestwert bei der Combine in dem Jahr für Runningbacks gewesen wäre.

Unter anderem diese guten Resultate führten dazu, dass Johnson in der 6. Runde an 186th Overall von den Detroit Lions gedraftet wurde.

Sein NFL Debüt gab er bei der Saisoneröffnung gegen die Arizona Cardinals. Er lief einmal für 6 Yards beim 27 zu 27 unentschieden. Seinen ersten Start hatte er dann in Woche zehn gegen die Bears. Viel konnte er leider nicht für sich verbuchen. Am Ende der Saison reichte es für 63 Läufe für 273 Rushing Yards und 24 gefangenen Pässen für 109 Receiving Yards.

Am 01. Oktober 2020 wurde Johnson von den Lions gecuttet und die Jets, in Form von Joe Douglas, schlugen gleich einen Tag später zu und sicherten sich die Rechte. Aber auch bei den Jets dauerte es einige Zeit, bis er auf sich aufmerksam machen konnte. Leider setzt Head Coach Adam Gase mehr auf einen 37 Jahre alten Spieler, als auf die jüngeren, um zu sehen, was die leisten können. So konnte man Johnsons Potenzial und Geschwindigkeit in den letzten Wochen nur erahnen. Aber seine Zeit sollte kommen.

Nicht weil Adam Gase eine Eingebung bekam, sondern weil Frank Gore gleich nach dem zweiten Play mit einer Gehirnerschütterung das Spiel beenden musste. So kam Johnson zu seiner Chance. Und die nutze er vorzüglich. Er lief für 104 Yards und schaffte sogar seinen ersten Touchdown in der NFL. Auch sein Partner Josh Adams lief für beachtliche 74 Yards bei acht Versuchen. Die Jets liefen im gesamten Spiel also über 200 Yards (Darnold).

Eine Zahl, die die Jets zuletzt an dem schon besagten Tag durch Crowell überboten hatten. Damals lief er allein für 219 Yards (Team insgesamt 323 Yards). Wohlgemerkt vor der Gase Ära.

Dass es trotzdem nicht zum Sieg gereicht hat, lag dann an einem Call von Gregg Williams, der sehr viele fragende Köpfe zurück ließ, verärgerte Spieler, frustrierte Jaguars Fans und am Ende auch einen Williams selbst, denn der wurde daraufhin von Adam Gase gefeuert.

Aber so mies die Niederlage auch am Ende war. So schön war es mit anzusehen, wie das Running Game funktionierte. Auf beiden Seiten und mit beiden Runningbacks. Es gibt Hoffnung für nächste Saison und lässt auf ein solides Running Game schließen, wenn wir endlich einen kompetenten Head Coach haben, der die Stärken eines Ty Johnson, Josh Adams und La’Mical Perine erkennt und zu nutzen weiß.

Aber bis dahin heißt es noch vier Spiele aushalten. Vier Spiele, in denen wir uns das miese Playcalling von unserem Head Coach ansehen müssen und dann heißt es hoffentlich am 04. Januar 2021:
Breaking News: „The New York Jets have fired Head Coach Adam Gase“

Danke euch fürs Lesen. Ich bin für jede Kritik, Anmerkung oder Feedback dankbar und freue mich natürlich auch über positive Rückmeldungen.

#TakeFlight / #FireGase

Marvin