Dennis Byrd
Rise and Walk
Eine Geschichte von Erfolg, Heldentum, Willenskraft und unendlicher Trauer.
Eine Geschichte mit Happy End und dann doch dem schlimmsten Ende, das man sich vorstellen kann.
Ein Mann, der mit einer schweren Verletzung von seinen Teamkameraden umringt auf dem Krankenbett liegt und dessen erste Worte so ausfallen: „Ich liebe euch Leute. Wenn das hier einem passieren musste, bin ich froh, dass es mir passiert ist.“
Dennis Byrd, Defensive End, Nummer 90.
Einige werden sich erinnern können, als die Jets Team Captains um LaDainian Tomlinson in der Divisional Round der Playoffs 2010 gegen New England allesamt mit seinem Trikot zum Coin Toss gingen.
Am Vorabend war Dennis Byrd im Teamhotel und erzählte seine Story. Die Ruhe im Raum soll nur von einigen weinenden Spieler unterbrochen worden sein.
Während des Spiels war das Trikot durchgehend auf der Bank.
Die Jets schlugen die Patriots mit 28-21 und erreichten das AFC Championship Game! Der zweitgrößte Sieg in der Geschichte der Franchise! Ohne die Motivation von Dennis Byrd wäre es sicherlich schwieriger geworden.
Doch fangen wir am Anfang an und beleuchten diesen Helden chronologisch:
Dennis Byrd wurde am 5. Oktober 1966 in Oklahoma City als das dritte von fünf Kindern geboren.
Die Familie lebte in Trailerparks in Oklahoma City. Da sieben Menschen für den Trailer zu viel waren, lebten Dennis Eltern mit den Töchtern im Wohnwagen, die Söhne in einem Bus.
Es gab kein fließendes Wasser und die Familie musste regelmäßig in Teamarbeit Wasser in großen Behältern heranschaffen.
Trotz dieser Verhältnisse sagte Dennis Byrd einmal in einem Interview: „Für mich war es mehr Zuhause als die schönen Häuser, die ich später in Oklahoma City und Sacramento hatte. Wir waren eine Familie. Wir hatten uns gegenseitig und unseren Glauben. Das war genug für mich.“
Aufgrund der Lebensumstände war es klar, dass ein teures College Studium nicht möglich war. Es musste also ein Football Stipendium her.
In seinem letzten High School Jahr wurde ihm dieser Umstand bewusst und er gab er alles. In seinem Garten buddelte er einen 2 Meter großen Eichenstamm ein und tacklete diesen jeden Abend und übte die Techniken, die ihm seine Coaches beibrachten.
Hard work pays off! Er wurde in diesem Jahr zum All-American Defensive End ernannt und die University of Tulsa aus der ersten College Liga, der FBS, boten ihm ein volles Stipendium an, wenn er für die Tulsa Golden Hurricane spielt.
Raus aus dem Trailerpark – rein in die Uni und das große Stadion!
In seiner College Karriere zahlte er das Stipendium mit sportlicher Leistung zurück. Er startete vier Jahre als Defensive End und krönte sein Senior Jahr als „All-American honorable mention“ nach einer Saison mit 108 Tackles, 35 QB hurries und 11 Sacks.
In der zweiten Runde des 1989er NFL Drafts schlugen die Jets an 42. Stelle zu, in der Hoffnung, den in den Ruhestand getretenen Mark Gastineau ersetzen zu können.
Bereits in seiner Rookie Saison konnte Byrd zeigen, dass sich seine Wahl gelohnt hat. Trotz der Backup Rolle in einer 3-4 Defense als End konnte er 7 Sacks in die Statistikbücher eintragen.
Im Folgejahr wechselte die Jets Defense unter DC Pete Carroll zu einer 4-3 und Byrd wurde Starter als Defensive Tackle. Sein Pass Rush war bemerkenswert und er sackte den gegnerischen Quarterback 13 mal in der Saison 1990 und im Folgejahr 7 mal.
1992 wurde er wieder als Defensive End aufgestellt.
Am 29. November 1992 spielten die Jets zu Hause gegen die Kansas City Chiefs.
In einem Snap der Chiefs Offense sollten Byrd über links und Scott Mersereau über rechts den QB Dave Krieg erreichen, bevor er den Ball werfen kann.
Beide schlugen ihre Blocker und rannten auf Krieg zu, der in letzter Sekunde einen Schritt nach vorne machen konnte.
Byrd kollidierte mit dem Helm voran mit Mersereaus Brust und blieb liegen. Linebacker Kyle Clifton sagte: „Steh auf, Dennis“ worauf Byrd antwortete „Ich glaube, das ich das nicht kann, Kyle. Ich denke, ich bin gelähmt.“
Der fünfte Nackenwirbel war in hunderte Teile zerbrochen und Dennis Byrd konnte abseits seines Nackens nichts mehr bewegen. Lediglich sein rechter Bizeps zeigte Bewegungszeichen.
Bei einem Krankenhausbesuch seiner Teamkameraden zwei Tage später sagte er die zu Beginn dieses Artikels genannten Worte.
Byrd gab alles, um wieder laufen zu können. Seine Frau und High School Liebe Angela unterstützte ihn vollumfänglich und sein christlicher Glaube gab ihm Halt.
Ihm und seiner religiösen Einstellung zu Liebe nutzten die New York Jets während seiner Reha das christliche „Fischsymbol“ unter einer 90 auf dem Helm jedes einzelnen Spielers.
Im Februar 1993, nach drei Monaten Reha mit einem Experten auf diesem Gebiet, Kristjan Ragnarsson, konnte Byrd eine Pressekonferenz im Mount Sinai Hospital geben.
Zu dieser Pressekonferenz musste er nicht mit dem Rollstuhl gefahren werden. Er lief! Auf den eigenen Beinen und ohne fremde Hilfe!
In den Jahren nach seiner Verletzung konnte er zwar laufen, blieb aber sein Leben lang Schmerzpatient. Er bekam ein Gerät implantiert, dass den Schmerz in seinem Rücken und Nacken mit elektrischen Impulsen erträglicher machte.
Er sprach fast nie über sein Leiden.
Byrd entwickelte eine enge Freundschaft zu seinem Teamkameraden Jeff Lageman, dem er einmal sagte, wie sehr er das Football spielen vermisst. Lagemann sagte weiterhin, dass Byrd äußerte, dass er alles noch einmal so machen würde, wenn er die Zeit zurück drehen könnte. Das Risiko würde ihn nicht interessieren. Byrd konnte später nie etwas finden, dass das Loch, dass er ohne Football im Leben hatte, endgültig füllen konnte.
Dennis Byrd schrieb seine Geschichte in einer Autobiographie nieder („Rise and walk: The trial and triumph of Dennis Byrd“), die sogar verfilmt wurde („Rise and walk: The Dennis Byrd Story“).
Er reiste durch das Land, erzählte seine Story und inspirierte tausende Menschen.
Ohne Football ging es für ihn nicht und er war als ehrenamtlicher Coach an High Schools in Oklahoma aktiv.
Mit seiner Frau Angela lebte er am Rande von Tulsa mit vier Kindern.
Seine Nummer 90 wurde bei den Jets nie wieder vergeben und dies wurde am 28. Oktober 2012 im Stadion vor dem Spiel gegen die Miami Dolphins auch in einer Zeremonie offiziell verkündet.
Und dann kam der Moment, den es niemals hätte geben dürfen…
Am 15. Oktober 2016 fuhr Dennis Byrd zusammen mit seinem 12-jährigen Sohn an einem Samstag Vormittag mit seinem Hummer H2 von der heimischen Ranch auf den Highway 88, um einen Freund zu besuchen.
Auf der zweispurigen Straße mit einem Speed Limit von 65 mph ist durch eine unterbrochene Linie das Überholen erlaubt.
Als Byrd ein weißer Ford Explorer entgegenkommt, der von einem 17jährigen Fahrer geführt wird, schert dieser plötzlich aus und gerät auf Byrds Spur, wo es zum Frontalunfall kommt.
Byrds Sohn und der Fahrer des Unfallfahrzeugs werden schwer, jedoch nicht lebensgefährlich verletzt.
Dennis Byrd erleidet so massive Verletzungen, dass er noch vor Ort für tot erklärt wird.
Die Nachricht von seinem Tod hinterließ ein Meer der Tränen nicht nur in New York bei den Jets, seinen ehemaligen Teamkameraden, den Fans und der ganzen Nation.
Er hinterließ seine vier Kinder und seine Ehefrau und Jugendliebe Angela.
Was für eine Inspiration Dennis Byrd war und ist sieht man an dem Dennis Byrd Award, der jährlich von den Jets als teaminterne Auszeichnung für den „most inspirational player“ vergeben wird.
Rest in Peace, Dennis Byrd!
Forever a Jet!